Im Bereich des wissenschaftlichen Schreibens hat ein Proposal oder Exposé als grundlegender Bestandteil des Forschungsprozesses eine große Bedeutung. Ein Proposal, oft auch als Forschungsantrag bezeichnet, ist ein strukturiertes Dokument, das die Ziele, die Methodik, den Umfang und die möglichen Ergebnisse des geplanten Forschungsprojekts umreißt. Dieses vorläufige Dokument dient als Leitfaden für die Bemühungen des Forschers und für die Einholung von Genehmigungen bei den zuständigen Behörden, z. B. akademischen Einrichtungen oder Finanzierungsstellen.
Ein Exposé hingegen ist eine prägnante Zusammenfassung oder ein Abstract der vorgeschlagenen Forschungsarbeit. Es bietet einen knappen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Forschung, wie z. B. die Forschungsfrage, die Ziele, die Methodik und die erwarteten Beiträge. Obwohl ein Exposé in der Regel kürzer ist als ein vollständiger Antrag, ist es unerlässlich, um Fachkollegen, Gutachtern und potenziellen Kooperationspartnern das Wesentliche der Forschungsarbeit zu vermitteln.
Die Bedeutung eines Vorschlags oder Exposés für das wissenschaftliche Schreiben kann aus verschiedenen Blickwinkeln unterstrichen werden. Erstens bieten diese Dokumente einen klaren Fahrplan für den Forscher und helfen ihm, seine Gedanken und Pläne zu strukturieren. Durch die sorgfältige Beschreibung des Umfangs und der Ziele der Forschung schafft ein Antrag eine solide Grundlage für das gesamte Projekt, wodurch die Wahrscheinlichkeit zielloser Bestrebungen minimiert und die Chancen auf sinnvolle Ergebnisse erhöht werden.
Zweitens dienen Vorschläge und Exposés als wichtige Instrumente für die Überprüfung und Bewertung durch Fachkollegen. Wenn sie bei akademischen Fachzeitschriften, Konferenzen oder Förderorganisationen eingereicht werden, werden diese Dokumente von Experten auf dem jeweiligen Gebiet genauestens geprüft. Die Gutachter bewerten die Durchführbarkeit, die Bedeutung und die Methodik der vorgeschlagenen Forschung, tragen zur Verfeinerung des Forschungsplans bei und stellen sicher, dass dieser mit den etablierten wissenschaftlichen Standards übereinstimmt.
Darüber hinaus fördern Vorschläge und Exposés die Transparenz und Rechenschaftspflicht im Forschungsprozess. Durch die ausdrückliche Darlegung der Forschungsziele und -methoden ermöglichen diese Dokumente anderen Forschern, die Ergebnisse zu wiederholen und zu validieren, und fördern so die Integrität und Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Bestrebungen.
Darüber hinaus ermutigt das Verfassen eines Vorschlags oder Exposés die Forscher, ihre Ideen kritisch zu bewerten und ihre Forschungsfragen zu verfeinern. Dieser iterative Prozess erhöht die Strenge und Tiefe der Studie und trägt zur Gewinnung wertvoller Einsichten und Erkenntnisse bei.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Proposals und Exposés beim wissenschaftlichen Schreiben eine zentrale Rolle spielen, da sie als umfassende Entwürfe für Forschungsprojekte dienen, die Begutachtung und Bewertung durch Fachkollegen erleichtern, Transparenz und Rechenschaftspflicht fördern und die Verfeinerung von Forschungsideen vorantreiben. Diese Dokumente halten die Standards der wissenschaftlichen Forschung aufrecht und tragen zum Fortschritt des Wissens innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft bei.
Die Gliederung studentischer Arbeiten kann je nach Art und Umfang der Arbeit variieren, aber im Allgemeinen umfasst sie normalerweise folgende Abschnitte:
Bitte beachte, dass die genaue Gliederung von den Anforderungen deiner Hochschule, deines Studiengangs und der gewählten Methode abhängen kann. Es ist wichtig, die jeweiligen Vorgaben und Empfehlungen deines Lehrstuhls oder deiner Betreuerin oder deines Betreuers zu berücksichtigen.
Für eine systematische und strukturierte Vorgehensweise ist es hilfreich, sich einen groben Zeitplan für die Abschlussarbeit zu erstellen. Tauchen beim Schreiben Probleme auf, so kann dies im Zeitplan berücksichtigt werden. Beim Planen sollte ein ausreichender Puffer eingeplant werden. Nach meinen Erfahrungen ist ein Puffer von etwa 10 % der Gesamtzeit ein guter Richtwert. Die Erfahrung zeigt auch, dass nicht alles nach Plan funktioniert. Dies kann z. B. ein Buch sein, das noch nicht entliehen werden kann, weil es im Bestellvorgang der Bibliothek oder entliehen ist. In der wissenschaftlichen Ausarbeitung zeigen sich unerwartete Herausforderungen wie ein Programmcode, der nicht kompiliert, ein Programm, das deutlich komplexer ist, als es erschien, Ergebnisse, welche mit den geplanten Methoden nicht ausgewertet werden können und vieles mehr.
Ein möglicher grober Zeitplan für eine Abschlussarbeit mit einer Dauer von fünf Monaten ist in Abb. 1 dargestellt.
Zeitpläne können auch mit MS Projekt erstellt werden. Dazu ist die Gantt-Diagramm-Ansicht hilfreich, ein solches Diagramm ist in Abb. 2 dargestellt.
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter betreute und betreue ich zahlreiche studentische Arbeiten. Dabei stellen Studierende ähnliche Fragen und haben ähnliche Hemmnisse beim Bewältigen einer Forschungsarbeit.
Für einen leichteren Einstieg stelle ich im Folgenden einige nützliche Tipps dar. An dieser Stelle sei der Hinweis gegeben, dass diese Tipps keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben und von Fachgebiet zu Fachgebiet sowie Forschungseinrichtungen unterschiedlich sein können. Sie geben aber eine erste grobe Orientierung zum systematischen Erarbeiten einer Abschlussarbeit/Forschungsarbeit. Eine Forschungsarbeit unterteile ich in drei Hauptphasen: Vorbereitungsphase, Durchführungsphase und Abschlussphase. Die Vorbereitungsphase bezeichnet den Abschnitt vor dem Beginn der Forschungsarbeit. Die Durchführungsphase beinhaltet alles, was während der Forschungsarbeit durchzuführen oder zu beachten ist. Die Abschlussphase ist weitestgehend passiv. Diese Phasen betrachten wir im Folgenden genauer.
Eine der m. E. mit großem Abstand am häufigsten gestellten Frage. Eine klare und nachvollziehbare Abschlussarbeit umfasst zwischen 60 und 80 Seiten. Eine Arbeit mit lediglich 20 oder 30 Seiten hat i. d. R. nicht die nötige Tiefe. Es gibt Ausnahmen, aber diese sind, wie das Wort "Ausnahme" suggeriert, selten und damit nicht der Regelfall. Allein um den Stand der Forschung abzubilden, die Vorgehensweise und die Anwendung der Methodik zu erklären, werden einige Seiten benötigt. Ausgeschlossen sind die Ergebnisse, die kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen sowie die Limitationen, die Zusammenfassung und den Ausblick. Zusätzlich kommen noch Referenzen und gegebenenfalls ein Anhang hinzu.
Die kritische Auseinandersetzung sollte den Schwerpunkt der Arbeit bilden. Das bedeutet, dass dessen Seitenumfang entsprechend lang im Verhältnis zu den anderen Kapiteln ist. Tipp: Am besten die Seitenzahl je Kapitel aufschreiben und in Excel als Diagramm darstellen. Nun zeigt sich die Verteilung. Dies sollte n der Art einer verschobene Gausskurve sein, dessen Höhepunkt vor dem Schluss liegt. Auf diese Weise kann man schnell feststellen, ob die Arbeitet evtl. entartet ist.
Eine Erläuterung findet sich unter Abschlussarbeiten - Proposal.
Eine Erläuterung findet sich unter Abschlussarbeiten - Gliederung.
Dies ist von Hochschule und Fachrichtung verschieden. Die Formalia dazu finden sich meist auf den Homepages der jeweiligen Infopoints, Studienbüros oder Servicebüros. Vereinzelt gibt es Vorgaben eines Lehrstuhls.
Was ist eine geeignete Forschungsfrage?
Das Auffinden einer geeigneten Forschungsfrage ist nicht trivial. In der Praxis erlebe ich es das gern ein Qualitätsmaß herangezogen wird, welches mit dem Wort gut verknüpft wird. Eine sehr beliebte Frage ist: Was ist das eine gute Forschungsfrage? Bei dem Wort "gut" stellt sich die Frage: Was ist eine schlechte Forschungsfrage? Es stellt sich somit die Frage: Wie kann gemessen werden, wann eine Forschungsfrage geeignet ist?
Es gibt einige Merkmale, welche bei der Entscheidungsfindung nach einer geeigneten Forschungsfrage helfen. Merkmale:
Ein Beispiel für eine deskriptive Forschungsfrage wäre:
Was sind die Merkmale für eine geeignete Forschungsfrage?
Mithilfe von deskriptiven Forschungsfragen wird der Gegenstand einer Untersuchung erkundet. Diese Fragen unterstützen bei der Themenfindung der Abschlussarbeit.
Die Form der Forschungsfrage impliziert eine bestimmte Methode. Tabelle 1 zeigt eine Auswahl von Forschungsmethoden und dessen möglicher Form der Frage.
Methode |
Form der Forschungsfrage |
Benötigt die Kontrolle von Verhaltensweisen? |
Fokussiert auf gegenwärtige Ereignisse? |
Experiment |
Wie, Warum? |
Ja |
Ja |
Umfrage |
Wer, Was, Wo, Wie viele (how many), Wie viel (how much)? |
Nein |
Ja |
Archivanalyse |
Wer, Was, Wo, Wie viele, Wie viel? |
Nein |
Ja/Nein |
Geschichte |
Wie, Warum? |
Nein |
Nein |
Fallstudie |
Wie, Warum? |
Nein |
Ja |
Literatur:
[1] Yin, R.K. 2014. Case Study Research: Design and Methods, (5th ed.). Los Angeles [u.a.]: Sage Publications.
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